(English version below)
Estland? Wo ist das nochmal? Ach ja, irgendwo bei Russland neben Litauen und Lettland oder? – Wahrscheinlich wissen die meisten von euch nicht viel über das kleine Land mit der komplizierten Sprache. (Estnisch ist nur mit Finnisch verwandt und für uns ist es ein Alptraum die Sprache zu lernen ;)).
Vor einigen Wochen durfte ich jedoch dieses schöne Land besuchen und auch eine junge Veganerin aus Estland kennenlernen. Und nachdem ich bereits vor etwa zwei Monaten Alina nach einem Interview gefragt habe, hat sich auch Therese schnell dazu bereiterklärt. Sie erzählt euch heute etwas über ihr Heimatland, ihre Reisen und wie sie Veganerin wurde.
Zuerst findet ihr die Orginalversion (Englisch), wer das Interview lieber auf Deutsch lesen möchte, muss einfach nur ein wenig nach unten scrollen.
Viel Spaß beim Lesen und vielen lieben Dank an Therese :)
English Version
Dear Therese, nice to meet you! You live in Tartu, the second largest city in Estonia. Have you always lived here?
No, I’m originally from the biggest island in Estonia which is called Hiiumaa.
You’re vegan as well, but before you have been vegetarian for 5 years. In Germany and Switzerland you’ll find a lot vegans and vegetarians and you lived in these countries for a certain time. Were these people catalysts for you? Or why did you decide to go vegan after being such a long time vegetarian?
I was vegetarian about 5 years before going vegan. It was quite gradual but very definite decision for me. Here played all the possible reasons a role: starting with ethical and environmental side of it and finishing with health related personal food intolerance.
Living in Germany and Switzerland definitely triggered my decision to leave consuming animal products behind. As it is also quite easy to find vegan friendly products over there.
Do you think veganism or vegetarianism is common in Estonia? How do the people in a restaurant react if you ask for a vegan dish. Do they know the word?
Well, I think there will be more and more of us every day. Though generally, people’s concept about non-meat eaters is a bit fuzzy as meat and milk products is “culturally” so popular, some believe there isn’t a “real” dish without any animal products. Sometimes it can be tricky eating vegan in a restaurant or a bar as there is sometimes even a simple salad made with mayonese. You need to know where you go and need to ask what do they really have as ingredients. They mix up vegans, vegetarians and raw vegans as there is pretty much only one word for all three: “Taimetoitlane” (lit. plant-eater).
In Tartu it is a bit complicated to find some pure vegan places. But I would recommend Asian Chef and Vilde Tervisekohvik. In Tallinn there are various places but the best is Vegan restaurant V.
Deutsche Version
Hallo Therese, schön dich kennenzulernen. Du wohnst in Tartu, der zweitgrößten Stadt Estlands. Wohnst du schon immer hier?
Nein, ursprünglich komme ich aus einer der größten Inseln Estlands, nämlich von der Insel Hiiumaa.
Du bist auch Veganerin, warst aber 5 Jahre Vegetarierin. In Deutschland und der Schweiz gibt es ja so einige Veganer und Vegetarier. Da du bereits für einige Zeit in diesen Ländern gewohnt hast: Bist du dadurch zum Veganismus gekommen? Beziehungsweise wieso hast du dich nach so langer Zeit als Vegetarierin doch dazu entschieden Veganerin zu werden?
Ja, ich war etwa 5 Jahre Vegetarierin bevor ich vegan wurde. Das war eine allmähliche, aber eindeutige Entscheidung für mich. Die Gründe waren vielfältig: Angefangen von den ethischen und ökologischen Gründen bis zu den gesundheitlichen Gründen, die auch Allergien meinerseits einschließen.
Dass ich in Deutschland und der Schweiz gewohnt habe, hat mich definitiv beeinflusst. Dort ist es ziemlich einfach vegane Produkte zu finden.
Denkst du, dass vegane bzw. vegetarische Ernährung in Estland weit verbreitet ist? Wenn du in einem Restaurant nach einem veganen Gericht fragst, wissen die Leute was „vegan“ heißt?
Ich denke, es wird immer mehr und mehr von uns geben. Aber generell: Das Konzept von Vegetariern und Veganern ist eher unbekannt, da Fleisch und Milch “kulturell bedingt” so beliebt sind, dass einige Menschen denken, dass es kein “echtes” Gericht ohne tierische Produkte gibt. Manchmal ist es kniffelig vegan in einem Restaurant oder ein Bar zu essen, da manchmal selbst Salat mit tierischer Majonaise zubereitet wird. Du musst also wissen, wohin du gehen kannst und du musst nach allen Zutaten fragen. Die Menschen verwechseln Veganer, Vegetarier und Rohveganer leicht, da es nur ein Wort für alle drei gibt: “Taimetoitlane” (wörtlich Pflanzenfresser).
Wie würdest du die Menschen in Estland beschreiben? Was gefällt dir an Estland am besten?
Esten sind typisch nordisch: ein bisschen schüchtern und reserviert. Dennoch haben sie keine Komplexe im Bezug auf ihren Körper, da sie nackt in eine gemischte Saune gehen oder in Seen schwimmen. Und wenn du sie erstmal näher kennenlernst, sind sie zuverlässig und vertrauenswürdig.
Hast du einen Lieblingsort in Estland?
Natürlich Hiiumaa! Ich liebe das Meer, den Wald und den Frieden, den man nirgends in dieser Perfektion finden kann.
Reist du selbst auch gerne? Wenn ja, gibt es ein Reiseerlebnis, was dir sicher noch sehr lange im Gedächtnis bleibt?
Zahlreiche Hitchhiking Trips in Mittel- und Südeuropa waren sehr besonders. Sich selbst verlieren in Zeitlosigkeit. Einfach an der Straße stehen oder an einem Ort sein, wo ein netter Einheimischer mich hingebracht hat und den ich mit Bus und Bahn nie sehen würde.
Einen Tipp, den du Reisenden in Estland geben möchtest?
In Tartu ist es ein wenig kompliziert ein komplett veganes Restaurant/Café zu finden. Aber ich würde Asian Chef und Vilde Tervisekohvik empfehlen. In Tallinn gibt es verschiedene vegane Orte, aber der beste ist das vegane Restaurant V.
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